Begegnung mit Molly
27. 06. 2018 ||| Sie hat es zur bekanntesten Frau Dublins geschafft, gilt als schöne Fischhändlerin mit eigenem Denkmal und wird seit über 100 Jahren besungen. Das Lied über Molly Malone habe ich schon öfter zu Hause gehört und gestern fuhren wir dann zum ersten Mal zu Molly.
Die Molly, die ich traf, sah dann aber aus wie eine sechsjährige Retrieverdame, die auf einer Wiese lag und gelangweilt an einem Quietschtuch kaute. Weder mein kindlicher Spieltrieb noch mein jugendlicher Charme konnten sie erobern; sie wollte nicht mit mir spielen, sie wollte ihr Tuch nicht hergeben, sie wollte nicht Ball spielen. Sie wollte nicht. Punkt.
Also habe ich mir einen anderen Spielpartner gesucht, einen kleinen Jungen, der gar keine Angst vor mir hatte. Ich habe mir auf eigene Faust den Garten angeschaut und eine riesengroße Wasserschale entdeckt, die Molly sicherlich nie leer saufen kann. Am Ende des Besuchs durfte ich mich ein paar Augenblicke in der Obhut von Frauchen ausruhen, bevor wir in der Gruppe spazieren gegangen sind.
An der Leine habe ich dann wieder etwas versagt, habe gezogen und gezerrt, weil ich neben Molly und nicht neben Herrchen laufen wollte. Am Rhein durfte Molly frei herumlaufen, baden gehen und Leute nass spritzen, während ich weiter an der Leine gehen musste. - Manchmal ist das Leben sooo ungerecht!
Zwangspause
05. 07. 2018 ||| Nun hat es meine dauerlaufende Hundeführerin übel erwischt, denn am Freitag Abend, als wir zu Dritt noch unterwegs waren, damit ich mein letztes Tagesgeschäft verrichten konnte, hat sich Monika plötzlich mit einem vernehmbaren Doing hingelegt und gerufen: Da ist etwas gerissen! Leider sollte sie recht haben, es waren sämtliche Bänder gerissen, der Fuß in Sekunden dick geschwollen und das Nach-Hause-Humpeln für sie sicherlich kein Spaß.
Seither kann ich nicht mehr mit meinen Menschen im Auto fahren, weil ein Rollstuhl meinen Platz übernommen hat; ich kann nicht mehr mit Frauchen in den Park oder ins Büro gehen, weil sie gar nicht gehen kann. Eigentlich kann ich ihr nur im Weg herumstehen, wenn sie sich per Rollstuhl oder auf Krücken durch das Haus bewegt. Als sie heute vom MRT zurück nach Hause gekommen ist, durfte ich sie in der Auffahrt begrüßen. Das war schön, sie draußen zu sehen.
Erster Geburtstag
08. 08. 2018 ||| Die letzten Wochen waren sehr heiß und sehr ruhig: Zeit, um erwachsener zu werden.
Seit Wochen brennt die Sonne vom Himmel, an kalten Tagen hat es mal 28° C, an normalen Tagen um die 35° C im Schatten; das Pflaster ist heiß unter den Pfoten; mein Rücken qualmt.
Es ist vielleicht ein ganz glücklicher Zufall, dass Frauchen immer noch nicht laufen kann oder darf und dass Herrchen nicht zum Wandern geboren scheint, so machen wir tagsüber meist nur die kleinen Verdauungsrunden und nur früh morgens oder spät abends auch mal eine längere Runde durch den Wald. Meiner Figur schadet die Faulheit aber überhaupt nicht; ich bin schlanke, ranke 26,6 kg schwer und liege damit genau im Soll.
Die Hundeschule habe ich hinter mir gelassen: Herrchen meint, er selbst sei lernresistent und was ich noch an Gelassenheit lernen muss, käme auch ohne Rucken und Reissen am Halsband, denn ich sei ein Schäferhund und als solcher die ersten beiden Jahre noch als verrückter Jungspund zu behandeln. Ich finde, das ist ein Deal. Deshalb verzichte ich inzwischen freiwillig auf jede Kotaufnahme; ich gehe auch ohne Leine bei Fuß, wenn uns Leute im Wald begegnen, und ich bleibe sogar auf Zuruf stehen, wenn ein Radfahrer schnell an mir vorbei will. Mein Rudel scheint auf jeden Fall sehr glücklich mit mir!
Und ich fühle mich auch schrecklich wohl!
Geburtstag
Immer noch Sommer
05. 09. 2018 ||| Dieser Sommer will einfach nicht aufhören, es ist immer noch 29° C warm und ich schwitze beim Herumliegen.
Viel hat sich daher auch nicht getan: Monika kann wieder laufen und macht morgens und abends die erste und die letzte kleine Runde mit mir, während Herrchen für die langen Spaziergänge tagsüber zuständig ist. Ich stehe immer häufiger auf drei Beinen in der Landschaft, um meine Duftmarken zu setzen. Leider komme ich manchmal noch etwas durcheinander, hebe das falsche Hinterbein und treffe den Busch gar nicht, sondern den Weg. Ohne Leine, so behaupten meine Zweibeiner, bin ich ein besserer Begleiter als mit, weil ich an der Leine immer noch rasch abgelenkt bin und dann anfange zu ziehen, statt sauber bei Fuß zu gehen. Wenn ich frei bin, differenziere ich sehr gut zwischen "Lauf" und "Fuß", und bei "Steh" bleibe ich immer wie angewurzelt stehen, egal ob ein Radfahrer kommt oder eine Joggerin.
Wenn ich draußen gar nichts mehr fressen würde und mein Kopf immer nur wenige Zentimeter neben einem herrschaftlichen Knie wäre, dann wäre ich zu gut, um wahr zu sein. Aber: ich bin halt wahr.